Daniela Wagner auf Sommertour: Neue Ideen für die Energiewende mit Miscanthus August 13, 2018Mai 12, 2022 Auf ihrer Sommertour besuchte Daniela Wagner (MdB) die Miscanthus-Informationsveranstaltung auf dem Erdbeerhof Münch in Groß-Umstadt. Außerdem waren Martina Feldmayer (MdL) und Sebastian Stöveken (Direktkandidat für den Wahlkreis Darmstadt-Dieburg von Bündnis 90/Die Grünen) anwesend. Die fachliche Leitung des Besprechungs- und Besichtigungstermins hatte Erich Gersbeck vom Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH). Energiepflanze Miscanthus Als nachwachsender Rohstoff ist Chinaschilf hierzulande seit dem Ende der 1980er Jahre als Miscanthus bekannt. Vor allem der zunehmende Anstieg von CO2 in Atmosphäre mit der Folge des Treibhauseffekts war der Grund für das große Interesse an dieser „Energiepflanze“. Denn bei der Verbrennung wird nur so viel CO2 freigesetzt, wie beim Wachstum aus der Atmosphäre gebunden wurde. Eigentlich als Zierpflanze für Gärten und Parks verwendet, erlebt das schnellwüchsige Riesen-Chinaschilf nun eine erfreuliche Renaissance. Vor- und Nachteile Der Groß-Umstädter Erdbeerhof Münch baut bereits seit 2015 Miscanthus an. Der Hof verfügt über 80 Hektar Fläche, wo insbesondere sog. Sonderkulturen wie Spargel, Erdbeeren, Blumen zu finden sind – und eben Miscanthus. Um den Hof autark mit Wärme zu versorgen, werden die Pflanzen auf etwa 3 Hektar angebaut. Getreide könnte auch zum Zweck der Wärmegewinnung genutzt werden, erklärt Hansgeorg Münch, was aber aus ethischen Gründen nicht praktiziert wird. Beim Rundgang über den Hof zeigt Münch seine Heizanlage und erklärt, dass diese erheblich teurer ist als normale Heizanlagen. Und es gibt noch einen „Haken“: In den Pflanzen ist viel Chlor gespeichert, beim Verbrennen entsteht Salzsäure, was zum Durchrosten des Heizkessels führt. Als Vorzeigeprojekt in der Region nennt Münch die Miscanthus Gersprenztal GmbH. Timo Böck gilt als Miscanthus-Pionier. Seit 10 Jahren wird auf seinem Hof im Odenwald die Pflanze angebaut. Vielfältige Verwendungsmöglichkeiten Miscanthus bietet neben der Energieproduktion eine breite Palette biologischer Produkte, erklärt Erich Gersbeck. Es kann als Ziergras verwendet werden. Es ist als Einstreu in der Tierhaltung einsetzbar, immerhin ist es dreimal saugfähiger als Getreidestroh. Miscanthus dient auch als Wegebelag. Es wird als Ersatzmaterial für PVC und Propylen verwendet. Miscanthus findet sich auch in der Herstellung von Lenkrädern, Stoßstangen, Radkappen und Türverkleidungen. Mercedes Benz und BMW arbeiten bereits mit dem Rohstoff. Sogar in der Bauindustrie ist Miscanthus zu finden, z. B. in der Produktion von Leichtbeton, in Isolierplatten als Schall- und Wärmedämmung, in Stroh-Lehm-Konstruktionen und im Verputz. Aus Miscanthus bestehende Wände atmen, weil sie die Bildung von Kondenswasser in der Wand vermeiden. Voraussetzungen müssen geschaffen werden Auf die Frage von Daniela Wagner nach der Einsatzmöglichkeit von Miscanthus für den Wohnungsbau und als möglichen Ersatz für Styropor erklärte Gersbeck, dass Miscanthus derzeit leider noch keine echte Alternative darstelle. Das Dämmen mit Naturstoffen erfolgt überwiegend mit Hanf. Miscanthus ist für große Projekte zu teuer. Es gibt keinen geregelten Markt für Miscanthus, so Gersbeck. Auch wenn Miscanthus in zahlreichen Ländern angebaut wird, mangelt es vor allem an genügend Absatzmöglichkeiten. Miscanthus und Trinkwasserschutz Miscanthus benötigt nur eine geringe Düngung, gilt als sog. low-input-Pflanze. Die Nährstoffansprüche liegen deutlich unter denen anderer Kulturen. Daher ist Miscanthus auch für den Anbau in Wasserschutzgebieten interessant. Dieser könnte sich positiv auf die Qualität des Trinkwassers auswirken. Denn Miscanthus kommt ohne Umbruch, ohne Pflanzenschutz und mit geringer Düngung aus. Bei einer Standzeit von mindestens 20 Jahren ergibt sich eine entsprechend lange Bodenruhe. Diese führt zur Nitratreduktion im Boden und damit im Trinkwasser. Der Anbau liefert somit einen wichtigen Beitrag zum Trinkwasserschutz. Miscanthus und Klimaschutz Mit Miscanthus können Wärme, Elektrizität und Biotreibstoff für die thermische Nutzung gewonnen werden.Die Pflanze dient als Lebensraum und hat Schutzfunktion für Rehe, Feldhasen, kleine Säugetiere, Vögel, Käfer und für die vier häufigsten Spinnenarten.Miscanthus ist vielfältig verwendbar: als Mulchmaterial im Obst- und Gartenbau, als Grundlage für Bauteile, als Werkstoff, als Dämmstoff, als Einstreu, als Brennstoff.Miscanthus reduziert die Wind- und Wassererosion. Die Energiebilanz von Miscanthus ist eindeutig positiv. Als nachwachsender Rohstoff hat das Gras den fossilen Ressourcen einiges voraus und könnte als Energiepflanze und Baustoff der Zukunft eine große Bedeutung erhalten, erklärte Wagner im Anschluss an die Besichtigung.