Was bedeutet klimafreundlich essen und wie sollen die entsprechenden Nahrungsmittel erzeugt werden?
Am 01.10.2024 hielt Dr. Felix Prinz zu Löwenstein einen beeindruckenden Vortrag zu diesem Thema.
Ca. 100 Besucher lauschten gespannt, wie der erfahrene und renommierte Öko-Landwirtschaftsexperte den Bogen vom Klimawandel über unseren CO2-Ausstoß zur Landwirtschaft schlug. Diese ist in erster Linie Opfer des Klimawandels, gehört aber selbst auch zu den Mitverursachern und hat weiterhin selbst die Mittel, zu einer Begrenzung des Klimawandels und seiner Folgen beizutragen.
Den Boden zu verbessern und mit Wasser vernünftig umzugehen hilft der Landwirtschaft mit dem Klimawandel zurechtzukommen und zwar noch vor der Züchtung klima-resilienter Pflanzen.
Der Boden muss vor Sonne und Austrocknung geschützt werden. Er sollte möglichst immer von Pflanzen bedeckt sein. Zu erreichen ist das u.a. mit Zwischensaaten oder sogar einer Untersaat.
Wichtig ist die Kohlenstoffbindung des Bodens in Form von Humus und bei Moorgebieten in Form von Torf. Die Landwirtschaft, und zwar die ökologische als auch die konventionelle, sollte sich also darum bemühen, den Humus im Boden zu schützen oder sogar zu vermehren.
Humus kann sehr viel Wasser binden und mit mehr Humus wird die Ernte weniger wetterabhängig. Die Auswirkungen von Starkregenereignissen und Überschwemmungen werden reduziert.
Statt Drainage von Feldern und Kanalisierung von Bächen und Flüssen sollte, wo immer möglich, der Abfluss von Wasser gebremst werden. Agroforstwirtschaft d.h. das Einfügen von Gehölzen und Hecken, die quer zur Hanglage angeordnet sind, bremst den Wasserabfluss, gibt Schatten und schützt vor austrocknendem Wind. Sie trägt auch zur Artenvielfalt bei und wirkt den Auswirkungen des Klimawandels entgegen.
Mehr Wasser in der Landschaft führt zu mehr Versickerung und zur Neubildung des Grundwassers. Die Atmosphäre wird befeuchtet und abgekühlt. In großem Maßstab haben Wasserflächen und Waldgebiete einen direkten Einfluss auf das Klima. So führt die Abholzung von Regenwäldern zu Trockenheit, während Wiederaufforstung dem entgegenwirken kann.
Die landwirtschaftliche Energieerzeugung (z.B. Mais für Biogas) ist viel weniger effizient als Photovoltaik und Windkraft. Die Kombination von Photovoltaik und Landwirtschaft in Form von Agri-Photovoltaik könnte zu mehr Effizienz führen.
Die Fragen im Anschluss an den Vortrag bezogen sich sowohl auf das Weltklima als auch auf die Frage, wie die berichteten Erkenntnisse im eigenen Garten anzuwenden sind. Klimafreundlich essen heißt, nach Möglichkeit regionale und saisonale Produkte zu verwenden und den Fleischkonsum einzuschränken.
Der Redner bekam einen lang anhaltenden Applaus und die Besucher gingen inspiriert nach Hause.
Der Abend wurde von den Grünen Groß-Umstadt organisiert, weitere Informationen gab es an Ständen der Bücherkiste, des BUND, des Heichelberghofs und der SoLaWi.

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